Januar 2

0 comments

Leerschläge – so setzt du sie wie ein Profi!

By Martina Plüss

Januar 2, 2025


Wortabstand, Leerzeichen, Leerschlag, Festwert, geschützter Leerschlag – so manches Halbwissen geistert zu diesen Ausdrücken und ihrer Anwendung umher. Wann ist ein Leerschlag zu setzen, wann nicht? Wozu geschützte Leerschläge?

Manchmal werden Schweizer Eigenarten gemischt mit Regeln aus anderen deutschsprachigen (oder gar englischsprachigen) Regionen. Manchmal werden eigene Grundsätze erfunden – ob aus pragmatischen oder Verlegenheitsgründen.

Grund genug, den Leerschlägen einen eigenen Beitrag zu widmen. 

Setzt du deinen Text professionell mit einem Programm wie InDesign? Wird er in eine Website eingepflegt und basiert er schlussendlich auf HTML- oder Java-Code? Besteht dein Endprodukt aus einer Worddatei oder einem anderen Textverarbeitungsprogramm? 

Davon hängt ab, welche Gestaltungsmöglichkeiten dir überhaupt zur Verfügung stehen.

Lässt du deinen Text in einem Verlag publizieren, kümmert sich dieser in der Regel um den Satz, also darum, dass alle Zeichen richtig gesetzt werden. Meistens wirst du deshalb in Word schreiben und dich nicht um Fachausdrücke von Grafikern, Typografinnen und Druckern kümmern müssen – in diesem Beitrag werde ich deshalb auch nicht damit um mich werfen und dich mit detaillierten Erklärungen zu «Achtelgevierten», «Halbgevierten», «Punzenweite» und «Dickte» (sic!) verschonen. 

Schauen wir uns deshalb die Officeumgebung genauer an.

Mögliche Regeln ...

... an die du dich halten kannst. Und zwar gemäss den in der Schweiz gängigen Typografieregeln, wie sie unter anderen Walter Heuer et al. («Richtiges Deutsch») oder Ralf Turtschi («Zeichen setzen») vorsehen.

%-Zeichen

Schweizer Eigenart: Prozentzeichen werden direkt an die Zahl gesetzt, also nicht von der Zahl getrennt (im professionellen Satz allenfalls mit einem sogenannten Spatium bzw. einem verringerten Zwischenraum klarer abgesetzt). 

Also:*

  • Bei 95% aller GmbH-Gründungen ist nur eine Gründerin beteiligt.
  • Der beste Richter hat eine 30%ige Vergleichsquote.

* Die folgenden Aussagen sind komplett aus der Luft gegriffen und nicht belegt. Mir geht es lediglich darum, dir zu zeigen, wie das Prozentzeichen verwendet wird.

Abkürzungen

Hier scheiden sich die Geister. Im professionellen Satz wird jeweils ein verringerter Wortzwischenraum gesetzt. Im Officebereich fehlt diese Möglichkeit des sogenannten Achtelgevierts.

Von manchen Vertretern des Druckereigewerbes wird die Ansicht vertreten, in der Schweiz hätte sich auch hier die Variante ohne Leerschlag als Schweizer Variante durchgesetzt. Das ist jedoch nicht ganz eindeutig verifizierbar.

Das heisst: Du musst bei mehrwortigen Abkürzungen wie d.h. | d. h. selbst entscheiden, ob du einen Leerschlag setzen möchtest oder nicht. Welche Variante du wählst, ist nicht entscheidend, aber: Bleib für den ganzen Text einheitlich dabei!

Wo aber immer ein Leerschlag hingehört, ist in solchen Kompositionen: S. 300 ff.

Die Bundeskanzlei der Schweizerischen Eidgenossenschaft zum Beispiel spricht sich in ihren Schreibweisungen für eine Schreibweise mit Wortabstand (zumindest kleinem Festabstand im PDF) aus.

Vor und nach «/»

Der Schrägstrich kann für verschiedene Zwecke eingesetzt werden, zum Beispiel

  • ersetzt er «und», «oder» oder «beziehungsweise» (Arbeits-/Aufenthaltsbewilligungen, Studentinnen/Studenten),
  • steht für «pro», «je» oder «durch» (120 km/h)
  • oder wird als Bruchstrich verwendet.

Eine verbindliche Regel zu den Leerschlägen vor und nach dem Schrägstrich gibt es nicht.

Empfehlung: Trennt der Schrägstrich Glieder aus mehr als einem Wort, empfehlen jedoch sowohl Heuer als auch der Duden, einen Leerschlag zu setzen. Trennt er nur einzelne Worte, dann nicht.

Zum Beispiel: 

  • Ende Dezember / Anfang Januar sind nicht nur Schul-, sondern auch Gerichtsferien.
  • So kommt es, dass im Januar/Februar die Gerichte jeweils viel zu tun haben – insbesondere mit neuen Scheidungsgesuchen.

Vor und nach Strichen

Beim Divis als Binde- oder Kupplungsstrich gibt es wohl kaum Diskussionen: Dieser wird ohne Leerschlag verwendet, es sei denn, es handle sich um den Auslassungsstrich am Wortende (Kindes- und Erwachsenenschutz).

Der Halbgeviertstrich (im allgemeinen Sprachgebrauch auch «Gedankenstrich» genannt) wird für verschiedene Dinge genutzt:

  • Als Gedankenstrich: Hier wird jeweils davor und danach ein Leerschlag gesetzt.
  • Als Bis-Strich: Ohne Abstand (innert 3–5 Tagen).
  • Als Gegen-Strich: Mit Wortzwischenraum (im Fall X – Y).
  • Als Ersatz von «zwischen X und Y» (die Verhandlungen EU–Schweiz).
  • Als Strecken-Strich: die Strecke Zürich–Basel.
Am häufigsten verwendet wird der Halbgeviertstrich entweder als Gedankenstrich (mit Wortabstand) oder als Bis-Strich (ohne Wortabstand). Meistens bei den Quellenangaben (S. X–Y). Dort muss ich den Abstand denn auch oft korrigieren.

Gruppierung von grossen Zahlen

Grosse Zahlen mit fünf oder mehr Ziffern werden in Tausenderschritten gegliedert (in Tabellen, Listen, Grafiken eventuell bereits ab vierstelligen Zahlen, damit sie untereinander geschrieben werden können).

Als Gliederungszeichen wird im professionellen Satz ein kleiner fester Wortzwischenraum gesetzt. Bei Schriften, bei denen jeder Buchstabe und jeder Zwischenraum gleich breit ist, ist auch der Apostroph als Gliederungszeichen möglich. Weil das Spatium im Word (und im Internet) fehlt, wird schlichtweg ein geschütztes Leerzeichen eingefügt.
  • 100 000
  • 100’000 (Achtung: beim Apostroph darauf achten, dass es sich tatsächlich um ein Apostroph – ein Hochkomma – handelt und nicht etwa um ein Anführungszeichen).

Auslassungszeichen

... und nein, typografisch besteht das Auslassungszeichen nicht aus drei aufeinanderfolgenden Punkten, sondern ist ein eigenes Zeichen. Auch wenn sich das im Web nicht (oder kaum) umsetzen lässt.

  • Textteile auslassen: mit Leerschlag vor dem Auslassungszeichen («Ich glaube, ...»).
  • Wortteile weglassen: ohne Leerschlag, direkt an das «abgebrochene» Wort gefügt («Sch..., die Frist läuft morgen ab!»).

Achtung, Schweizer Eigenheiten!

Andere Länder, andere Sitten. Das gilt nicht nur für die Sprache (wenn du jetzt denkst, «Deutsch ist Deutsch», dann schau im Beitrag zu den «Helvetismen der Rechtssprache» vorbei), sondern auch für den Satz. 

Zum Beispiel: In der Deutschschweiz verwenden wir Guillemets als Anführungs- und Schlusszeichen, in Deutschland sind Gänsefüsschen an der Tagesordnung. Im französischen Sprachraum werden zwar auch Guillemets verwendet, jedoch kommt zwischen die Satzzeichen und den Text ein Leerschlag.

DIN-Normen

DIN-Normen sind Standards, die vom Deutschen Institut für Normung (DIN) erarbeitet werden. Sie sind (auch in Deutschland) freiwillig. Der Name ist jedoch Programm: Sie sind in Deutschland erarbeitet worden, basieren also auf den dort geltenden typografischen Regeln. Und die weichen halt manchmal vom Usus in der Schweiz ab.

Es gibt auch eine DIN-Norm für die Leerzeichen. Magst du dich nicht in die Schweizer Eigenheiten einarbeiten oder publizierst ohnehin bei einem deutschen Verlag: Dann schau dir die DIN-Norm 5008 genauer an (kaufen kannst du sie hier  – wenn du dir das Geld sparen möchtest, findest du via Google-Suche viele Seiten, die dir die Norm zusammenfassen, etwa auf sekretaria.de). Und du wirst sehen, sie weichen mehr als einmal von den Schweizer Normen ab (nicht zuletzt bei den Prozentzeichen und den Bis-Strichen).

Käme zwischen die Ausdrücke ein Leerschlag, wenn du die Abkürzung oder das Zeichen (wie das Prozentzeichen) aussschreibst? Dann setze auch bei der Abkürzung einen Leerschlag! Gute Regel – und wenn du pragmatisch bist, halte dich daran. Aber: Sie passt zu den deutschen Typografieregeln, nicht unbedingt zu jenen der Deutschschweiz.

Woran sollst du dich nun halten?

  1. Frag bei deinem Verlag nach den verlagsinternen Grundsätzen. Frag bei deinem Betreuer, deiner Professorin an der Uni nach ihrer bevorzugten Variante.
  2. Wirf einen Blick in die Uni-Merkblätter und das von dir verwendete Standardwerk zum juristischen Schreiben (und ja, auch diese sind nicht einheitlich, wechseln immer wieder, das ist die Krux, wenn du «im Auftrag» schreibst).
  3. Schreibst du für dich selbst, dein Unternehmen, bist selbst Herr oder Frau deines Layouts, dann entscheide dich für die Variante, die deiner Leserschaft geläufiger ist: Stammt dein Publikum mehrheitlich aus der Schweiz, wähle die Schweizer Grundsätze.
  4. Halte dich an die einmal gewählte Option.

Du findest in diesem Beitrag keine Antwort auf deine Leerschlagfrage? Dann schreibe einen Kommentar oder frag im Inside-Wortspalterei-Forum.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Weitere Posts

Sign up!

>